Seit wann gibt es Kondome? - Die Geschichte der Verhütung
Verhütungsmittel wie das Kondom haben eine lange und faszinierende Geschichte, die sich über Jahrhunderte erstreckt. Unter den zahlreichen Methoden, die im Laufe der Zeit entwickelt wurden, nimmt das Kondom eine besondere Stellung ein. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Ursprünge und die Entwicklung der Kondome – eines der ältesten Verhütungsmittel der Welt.
Antike Anfänge
Die Geschichte der Kondome lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen, einige Statuen z. B. im alten Ägypten lassen schon eindeutig "bekleidete" Penisse erkennen. Noch viel früher gibt es Aufzeichnungen aus Frankreich, hier entdeckte man auf Höhenmalereien in Les Combarelles eingehüllte Penisse. Die Malereien sind circa 14.000 Jahre alt. Allerdings waren die damaligen Kondome nicht aus Latex oder Gummi, wie wir sie heute kennen, sondern wurden aus tierischen oder pflanzlichen Materialien wie Därmen oder Stoffen hergestellt. Diese frühen Formen dienten nicht unbedingt als Verhütungsmittel, sondern hatten meist eher einen rituellen oder medizinischen Zweck, sie sollten vor Krankheiten oder im Kampf schützen, oder sie waren einfach auch nur Schmuck oder Statussymbol.
König Minos – der mutmaßlich erste Anwender von Kondomen?
König Minos von Kreta wird oft als einer der ersten dokumentierten Benutzer von Kondomen betrachtet. Gemäß der griechischen Sage schützte er seine Frau Pasiphae, indem er eine Art Kondom aus einer Ziegenblase verwendete, da sein erstes Erguss laut Überlieferung tödlich sein sollte.
Es wird vermutet, dass in der Antike Tierblasen häufig zur Verhütung eingesetzt wurden, zumindest als Schutz vor Geschlechtskrankheiten. Um die Standhaftigkeit des Mannes zu steigern, bediente man sich Hüllen aus verschiedenen Materialien, darunter auch Leder, Metall, Blätter und Stroh.
Die Wirksamkeit dieser Methoden als Verhütungsmittel war jedoch begrenzt, und ihre Verbreitung blieb sicherlich auf bestimmte Regionen beschränkt. Parallel dazu wurden für Frauen insbesondere pflanzliche Stoffe, Blätter, Öle und sogar ungewöhnliche Substanzen wie Krokodilskot als empfohlene Verhütungsmittel genannt.
Fortschritte im späten Mittelalter und der Renaissance
Während des Mittelalters wurde die Verwendung von Kondomen in Europa nicht nur als Schutz vor ungewollten Schwangerschaften betrachtet, sondern auch als Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Zu dieser Zeit fertigte man Kondome aus verschiedenen Materialien wie Tierdärmen, Leinen oder Seide an und behandelte sie mit verschiedenen Substanzen, um die Wirksamkeit zu steigern.
Insbesondere die Syphilis war im 16. Jahrhundert eine schreckensbringende Seuche und brachte den italienischen Arzt Falloppio auf die Idee zum Schutz vor der Krankheit in Flüssigkeit getränkte Säckchen aus Leinen beim Geschlechtsverkehr über dem Penis zu verwenden.
Im 17. Jahrhundert wurde ein englischer Hofarzt der als "Dr. Condom" in die Geschichte einging sogar zum Ritter geschlagen für die Idee Hammeldärme zu verwenden.
Die Herkunft des Wortes Kondom
Nicht einmal unter Sprachwissenschaftlern herrscht Einigkeit darüber, wie das Wort (gemäß der aktuellen deutschen Rechtschreibung mit "K") entstanden ist. Eine mögliche Ursprungsgeschichte führt bis auf einen Arzt im 17. Jahrhundert zurück, der am Hof des englischen Königs Charles II. praktizierte und Hammeldärme zur Krankheits- und Empfängnisverhütung empfohlen haben soll. Die genaue Bezeichnung, ob er wirklich "Dr. Condom" oder möglicherweise "Dr. Conton" hieß, bleibt jedoch unklar und ist nicht zweifelsfrei belegt.
Eine alternative Theorie verweist auf die Stadt Condom im Südwesten Frankreichs, die möglicherweise in Verbindung mit der Begriffsbildung stand. Wiederum andere Experten leiten den Begriff schließlich von den lateinischen Wörtern "cum" (mit) und "domus" (Haus, Kuppel, Dach) ab. Trotz intensiver Forschung bleibt die Herkunft des Begriffs unsicher, wie in einschlägigen Wörterbüchern beim Eintrag "Kondom" vermerkt ist.
Das 18. Jahrhundert und Casanova
Der Berühmte Giacomo Casanova war ein leidenschaftlicher Anwender von Kondomen im 18. Jahrhundert. Er machte sich einen Namen durch die Verwendung von Liebeshüllen, wahrscheinlich aus Tierdarm, für seine ausschweifenden Vergnügungen. Obwohl Kondome in dieser Zeit bereits verbreitet waren, wurden sie weiterhin von Hand hergestellt und waren dementsprechend kostbar.
Die Idee, Kondome nach Gebrauch wegzuwerfen, war zu dieser Zeit undenkbar! Stattdessen wurden die Überzieher mehrfach verwendet, dazwischen gereinigt, getrocknet und mit Öl sowie Kleie geschmeidig gemacht. Bei Bedarf wurden sie sogar mit haltbaren Materialien wie Knochenleim und Tierdarm geflickt.
Die Luxusvariante des Kondoms war damals mit Samt und Seide gefüttert.
Der Durchbruch im 19. Jahrhundert
Der bahnbrechende Moment für das Kondom ereignete sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als Charles Goodyear die Vulkanisationstechnik für den Pflanzensaft Kautschuk entwickelte. Diese Innovation ermöglichte die Verwendung von Kautschuk-Latex (Gummi) als elastisches und wasserdichtes Material – nicht nur für Autoreifen, sondern auch für Kondome. Im Jahr 1855 präsentierte Goodyear der Welt das erste Gummi-Kondom, das dann 1870 auf den Markt kam. Dank der Vulkanisation konnte die Massenproduktion von Kondomen in Fabriken starten, wodurch sie qualitativ hochwertiger wurden und erheblich kostengünstiger als zuvor waren.
Der renommierte Schriftsteller George Bernard Shaw bezeichnete dieses Gummi-Kondom als die bedeutendste Erfindung des 19. Jahrhunderts. Goodyears Kondom wies eine Wandstärke von 1-2 mm auf (im Vergleich zum heutigen Standard von 0,06 mm) und besaß eine Längsnaht.
Das 20. Jahrhundert und Julius Fromm - der Grundstein des heutigen Kondoms
Im Jahr 1912 gelang Julius Fromm eine wegweisende Erfindung, die die Geschichte der Kondomproduktion nachhaltig prägte. Durch das Eintauchen eines Glaskolbens in eine Latexlösung entwickelte er eine innovative Methode zur Herstellung von Kondomen. Das Ergebnis dieses Verfahrens waren hauchdünne Kondome mit einem Reservoir, das die Sicherheit und den Komfort beim Gebrauch erhöhte, und das alles ohne störende Nähte.
Julius Fromm ging noch einen Schritt weiter und führte kurz darauf die maschinelle Herstellung von Kondomen ein. Diese Automatisierung revolutionierte nicht nur die Produktionsgeschwindigkeit, sondern trug auch zur Konsistenz und Qualität der hergestellten Kondome bei. Die maschinelle Fertigung ermöglichte es, Kondome in größerem Maßstab und mit einer präzisen Reproduzierbarkeit herzustellen, was die Verfügbarkeit dieses wichtigen Verhütungsmittels für die breite Bevölkerung erhöhte.
Das 21. Jahrhundert - der aktuelle Stand in der Entwicklung des Kondoms und die Einführung von Kondomgrößen
Kondome werden heute immer noch wie von Julius Fromm erfunden auf Glaskolben produziert. In der Zwischenzeit gibt es allerdings zahlreichen Formen, Farben, Kondome mit Aroma, unterschiedliche Wandstärken und auch verschiedene Kondomgrößen. Auch sind Kondome mittlerweile ein etabliertes Verhütungsmittel, so wurden zum Beispiel alleine in Deutschland im Jahr 2000 über 200 Millionen Kondome verkauft. Im Jahr 2023 hat das Kondom zumindest in Deutschland auch alle anderen Verhütungsmethoden als die Nummer 1 abgelöst.
Die Idee der perfekt passenden Kondome wuchs dann dann ab 2001 maßgeblich auch geprägt durch Jan Vinzenz Krause, den Erfinder von MISTER SIZE Kondomen, die komplette Geschichte dazu findest du hier: MISTER SIZE Story - Die Vision vom perfekten Kondomerlebnis
Auch ist die Sicherheit von Kondomen mittlerweile bei der Verwendung der richtigen Größe und der richtigen Anwendung sehr hoch. Dies liegt sicherlich auch daran, das Kondome mittlerweile strengen Qualitätskontrollen unterliegen und ein offiziell zugelassenen Medizinprodukt sind. Sie schützen damit zuverlässig vor sexuell übertragbaren Krankheiten und ungewollten Schwangerschaften.
Fazit
Die Geschichte der Kondome ist geprägt von einer kontinuierlichen Entwicklung und Verbesserung. Von den antiken Ursprüngen bis zu den modernen, hochtechnologischen Varianten haben Kondome einen langen Weg zurückgelegt. Heutzutage sind sie nicht nur ein effektives Verhütungsmittel, sondern auch ein wichtiges Instrument im Kampf gegen sexuell übertragbare Krankheiten. Die Geschichte der Kondome zeigt, wie menschliche Gesellschaften im Laufe der Zeit nach Lösungen gesucht haben, um die Kontrolle über ihre Fortpflanzung zu erlangen und gleichzeitig ihre sexuelle Gesundheit zu schützen.